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Waldinventur der Ukraine abgeschlossen

Die Durchführung der terrestrischen nationalen Waldinventur in der Ukraine ist durch den Krieg sehr schwierig geworden – die besetzten Gebiete sind unzugänglich und die staatliche Finanzierung musste stark zurückgefahren werden. Deshalb wurde zusätzlich seit 2023 auch eine fernerkundungsunterstützte bzw. Remote-Sensing-Inventur (RS-Inventur) durchgeführt, die die terrestrische Inventur wirtschaftlich sinnvoll und technisch auf dem neuesten Stand wirkungsvoll ergänzt.

Im ersten Quartal 2024 wurde diese RS-Inventur für die Ukraine nun abgeschlossen. Die ersten Datenauswertungen zeigen, dass die Ukraine über eine Gesamtwaldfläche von 11,2 Mio. ha verfügt. Dies entspricht 18,6% der Fläche der Ukraine. Von dieser Fläche sind rund 1,7 Mio. ha zeitweise besetzt oder waren während des Krieges betroffen. 

Der Holzvorrat des Waldbestands beläuft sich auf 2,8 Mrd. m³. Der durchschnittliche Vorrat beträgt 251 m³/ha und ist damit deutlich höher als in früheren Studien ermittelt (zum Vergleich: laut dritter Bundeswaldinventur verfügt Deutschland über 336 m³/ha). Zwei Drittel der Waldfläche werden von Laubbaumarten dominiert. 

Das Volumen des in den ukrainischen Wäldern (einschließlich Wurzeln, Äste, Blätter und Stämme) fixierten Kohlenstoffs wurde auf ca. 944 Mio. t bzw. 3,5 Mrd. t CO2-Äquivalente geschätzt. Dies entspricht etwa der zehnfachen Menge der jährlichen Treibhausgasemissionen der Ukraine. 

Darüber hinaus bilden die ukrainischen Wälder eine wichtige Ressource für die Forstwirtschaft und die holzverarbeitende Industrie. Dies ist besonders relevant im Hinblick auf die Beschäftigung im ländlichen Raum sowie die Holzbe- und -verarbeitung, aber natürlich auch für die Steuereinnahmen und damit den Staatshaushalt. Aus diesem Sektor kann ein Impuls für den Wiederaufbau kommen mit deutlich positiverer Kohlenstoffbilanz im Vergleich zu üblichen Baumaterialien wie Beton und Stahl.

Detaillierte Ergebnisse der RS-Inventur, z.B. nach Baumartengruppen, Oblasten oder Öko-Zonen und zur verwendeten Methodik, sind hier abrufbar. Als nächster Schritt ist eine historische Analyse der Veränderung von Waldbedeckung und -bestand in den vergangenen zehn Jahren sowie die Modellierung des potenziellen Holzangebots auf Basis der Ergebnisse der RS-Inventur geplant.

Projektinformation:

Das Projekt „Technische Unterstützung bei der Entwicklung der Forstpolitik und der Durchführung der Nationalen Waldinventur (SFI)“ wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert und seit 2021 vom Konsortium unique land use GmbH (Federführer) und IAK Agrar Consulting GmbH durchgeführt. Ukrainischer Partner ist das Zentrum für Nationale Waldinventur der State Forest Resources Agency, das die Zusammenarbeit auch unter den extrem schwierigen Bedingungen des Krieges fortgesetzt hat.

22.03.2024
Ausland